Wie die Begeisterung für den kreativen Ausdruck geweckt und erhalten bleibt

Ich selbst erlebe mein eigenes Malen heiter, entspannt, intuitiv, spielerisch, herzerfüllend und mutig. Genuss pur. Ich fühle mich lebendig und gleichzeitig entspannt, ganz in meiner inneren Balance. Das möchte ich auch allen Malenden in meinem Malraum ermöglichen. Ich unterstütze jeden dabei, die Kreativität zu finden, auszuleben und langfristig zu erhalten“

Yvonne Rebmann, Leiterin vom malraum-rodgau

Die universelle zeichensprache - Hintergrund meiner Arbeit im Malraum

Es gibt zwei Arten zu Malen: zum einen die Inhalt vermittelnde Kunst, gemalt mit bestimmten Techniken, meist für einen Empfänger und zum anderen das intuitive Malen, dass eben nicht im Bereich der Kunst anzusiedeln ist. Genauso wie es zwei Arten von Tanzen (Standardtanz - freier Tanz) zwei Arten von Schreiben (Roman - Tagebuch) zwei Arten von Singen (Chorliteratur - freies Singen im Auto oder unter der Dusche) gibt. Das eine hat vermittelnden Charakter mit einer Absicht und einem Empfänger, das andere ist selbstbestimmt, bewertungslos und frei. Dieser selbstbestimmte kreative bewertungsfreie Ausdruck wird im Malraum herausgekitzelt, ihm wird Raum gegeben und er darf wachsen.

 

Den Hintergrund des themenfreien Malens kennt fast niemand und doch ist er so fantastisch:

das Malthema ist zwar frei und wird nicht vorgegeben oder beeinflusst, die Zeichen auf dem Bild folgen jedoch bei jedem Malenden einer inneren Gesetzmäßigkeit. Ja, es ist fantastisch: es gibt tatsächlich eine kindliche Bildgrammatik. Und die ist sogar weltweit gleich. D.h. alle Kinder auf der Welt, egal ob in der Stadt, auf dem Land, auf Inseln, bei indigenen Völkern, alle beginnen auf die gleiche Art und Weise zu malen, ausgehend vom Kritzelknäuel oder dem beklopfen des Blattes. Diese Erstzeichen entwickeln sich auch bei allen Kindern auf der Welt in der gleichen Art und Weise weiter. So ergibt sich ein Repertoire an Grundformen und auch diese Malspuren wollen noch nichts vermitteln, haben also keine Aussage. Deshalb sind Fragen nach Bildinhalten bei kleinen Kindern äußerst hinderlich. Es kann nichts dazu erklären. Durch Wiederholungen und kleinen Veränderungen werden diese Erstformen gefestigt. Erst danach beginnt das Kind die Grundformen für Dinge zu benutzen, die es gerne darstellen möchte. Das ist ein bisschen wie beim schreibenlernen. Buchstabe + Buchstabe = Wort. Beim Malen: Dreieck + Viereck = Haus oder Spirale + horizontaler Strich + Winkel + Kreise = Schnecke

 

Auch die Raumentwicklung, von den fliegenden Zeichen ohne oben und unten, die die kleinen Kinder malen, bis hin zur Zentralperspektive der Jugendlichen und Erwachsenen, ist uns schon vorgegeben. Wir müssen nur malen, malen, malen. Ohne Themenvorgabe, ohne Einschränkungen durch Lob oder Bewertung und dafür mit den richtigen räumlichen Grundbedingungen

 

Dieses Spiel mit den Formen auf dem Blatt ist jedem kleinen Menschen noch zugänglich und leicht abzurufen. Es ist wie ein Zeichencode, der nur abgerufen werden muss. Kinder haben deshalb so viel Spaß beim Malen, es erfüllt sie, sie brauchen nur ihrer inneren Zeichenspur nachzugehen. Ältere Menschen, die schon beeinflusst sind, müssen den Weg in den Malraum finden, um sich wieder davon zu befreien und sich Türen öffnen. Es bedarf deshalb immer einer sensiblen Begleitung im Malprozess und das Wissen um die universelle Zeichensprache.

 

 

Diese Grundbedingungen sind für den natürlichen Malprozess wichtig:

1. Dass sich niemand in den Malprozess einmischt. Also weder Geschwister, Eltern, Großeltern, Lernbegleiter, Pädagogen, Erzieher.

2. Ein geschützter Raum. Das kann bei Kindern erst mal der Küchentisch sein oder der Maltisch zu Hause, idealerweise natürlich auch der Malraum.

3. Eine Gruppe mit Gleichgesinnten, die ebenfalls malen. Denn das macht Spaß, man ist nicht alleine.

4. Eine Ansprechperson, die für das Material sorgt und den Malenden umsorgt.

5. Eine Aufbewahrungsmappe für die Bilder.

 

 
Yvonne Rebmann . www.malraum-rodgau.de . Stand: Mai 2021